Samstag, 16. Februar 2013
Pathos
Irgendwie schade, dass wir gelernt haben, Leiden mit Humor zu tragen. Wer seine Gefühle aus sich herausfluten lässt ist pubertär, lächerlich oder hysterisch. Unser Theater ist Kabarett, unsere Musik cool und in unseren geschriebenen Worten löschen wir die Emotionen mit Ironie ab. Wer traut sich noch einen rasenden Wutausbruch, ein flammendes Liebesgeständnis oder eine abgründige Melancholie zu? Nein, wir sind reflektiert, berücksichtigen die Perspektive unseres Gegenübers, sind in Gelassenheit austrainiert. Statt Leiden empfinden wir Stress, das ist auf Zuviel zurückzuführen, zu viel Arbeit, zu viel Verantwortung, zu viel Gedanken, in denen wir heimlich unsere Gefühle in endlosen Schleifen kreisen lassen. Und nun? Schritt eins: Gefühle ernst nehmen; Schritt zwei: Gefühle empfinden; Schritt drei: Gefühle ausleben. Wir sehen uns in der Psychiatrie.
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