Sonntag, 31. März 2013

Gewohnheit

Die sekündlich und reichlich auf uns einströmenden Informationen erlegen unserem Wahrnehmungsapparat die Sparsamkeit auf, der alles Subtile, Allmähliche abgeht. Dem Gefahrenpotential entsprechend konzentrieren wir uns auf die großen Veränderungen, die scharfen Kontraste und blenden die langsamen Übergänge notgedrungen aus. Und so erkennen wir die Dämmerung erst, wenn aus buntem Tag dunkle Nacht geworden ist. Dann brechen wir erschrocken unsere Zelte ab auf zu neuen Ufern verwundert wie all dies Grau sich unmerklich einschlich. Können wir dem lautlosen Wechsel ein Schnippchen schlagen die Pause gedrückt den Sprüngen zwischen den Bildern nachspürend.

Samstag, 30. März 2013

Opium

Ich sende Zeichen
aus mir heraus
in langen Ketten ziehen sie sich
von mir fort
hinein durch eure Augen, Ohren
in eure Hirne
durchwandern die Gedanken
bis Eigensinn und Widerspruch
dem süßen Brei sich doch ergeben,
der unsre Welt langsam erfüllt.

Apokalypse

Woran werden wir zugrunde gehen? Wir haben zu dicke Autos, Angst vor Terror, verdienen relativ immer weniger und mehr, verlagern unser soziales Leben in die Welt der Bits, die wir nicht fühlen, riechen und schmecken können und viele weitere Veränderungen jede Minute, jeden Tag, in jedem Jahresrückblick und aus jedem Wandel lässt sich eine neue Version des Weltuntergangs ableiten, denn nur selten vermuten wir eine Hinwendung zum Guten, sehen die Möglichkeit, dass dies auch Vorboten einer besseren Zeit sein könnten. Seltsam, wo die Geschichte im Nachhinein uns doch Aufs wie Abs vermeldet infolge allzu oft falsch eingeschätzter Entwicklungen.

Mittwoch, 20. März 2013

Heilsamkeit

Schreiben kann ich selbst bei Nacht,
ich habe gelernt,
Flüsse zu durchschwimmen
und Kuchen zu backen.
Alles brachtet ihr mir bei.
Nur wie man rettet
das Lachen durch Finsternis,
die Hoffnung über die letzte Stunde,
die Liebe aus tiefem Schmerz,
das lehrtet ihr nicht.

Sonntag, 17. März 2013

Ausreden

Wer den eigenen Beitrag an einer Misere zugibt, handelt sich automatisch Mitleidlosigkeit und Vorwürfe ein. Folglich leugnen wir so lange wie möglich - die Ausrede für das Anausredenfesthalten. Doch wieso verweigern wir den Trost dem, der zu seiner Verantwortung für das eigene Leid steht? Ist der Schmerz eines gebrochenen Beines nicht derselbe ob wir aufgrund von selbstgemachter Hektik, unpassendem Schuhwerk, der durch mangelnden Sport bedingten Koordinationsschwäche oder allein wegen des eisigen Untergrunds fallen? Ahnden wir Fehltritte so gnadenlos im alten Glauben an die lehrreiche Wirkung gerechter Strafe? Dann müssten wir leicht verstehen, dass die Lehre aus der Strafe für das ehrliche Bekenntnis seine Unterlassung ist. Dann müssten wir uns nicht mehr wundern, warum die Belehrten das Ausgeliefertsein der Selbstbestimmung vorziehen. Denn wer sich ändert gesteht dass er irrte.

Mittwoch, 13. März 2013

Warum?

Ich möchte die ewige Frage streichen
aus dem Buch der Gedanken,
die Seite verkleben,
Blüten darin pressen,
dass Staub ihre Zeichen verbirgt.

Doch in jeder Tat lauert
sie wieder an vordem
sicheren Ecken fällt
sie über mich her,
eine leichte Schwäche genügt,
ein kleiner Fleck auf dem Hochglanzplan,
schon versperrt sie die Wege,
hemmt meinen Gang stumpf
erliege ich ihr
scheuend das Licht,
ersehnend die Nacht.

Wie die Tage verkürzen, sie mit
lachendem Morgen und
leuchtendem Blau ausfüllen?

Sonntag, 10. März 2013

Kinder

Eines Tages taucht in der kindlichen Welt des Spielens, der Ausgelassenheit und des plötzlichen Schmerzes die Frage nach dem Warum auf. Die Antworten der Erwachsenen zunächst begierig aufgesogen werden bald schon infrage gestellt und verworfen. Dann beginnt die große Suche nach der eigenen Lösung, immer wieder gefunden, immer wieder verloren. Irgendwann, ob nun das Altern unseren Zweifeln die einseitige Schärfe nimmt oder die Bequemlichkeit unseren Blick trübt, halten wir an einer Entscheidung zunächst noch provisorisch, später mit zunehmender Vehemenz fest. Bis unsere Kinder uns entlarven, die ungelösten Rätsel wieder hervorholen, die faulen Kompromisse aufdecken. Und wir wissen uns anders nicht zu helfen, als sie selbst zum finalen Projekt zu küren, dass sie all die versäumten Chancen, die zurückgestellten Ideale, die vergessene Bedeutung mit ihrem Leben einlösen.

Mittwoch, 6. März 2013

Unstillbare Hoffnung

Über unsere trockenen Wiesen
lassen wir schwarze Herden ziehen,
die werden dürr von den staubigen Halmen,
bis Mittagssonne das Gras entzündet
den Tieren gleich schwarz färbt,
dass wir in unsere Ställe
Wesen aus Asche zurücktreiben,
die zwischen gierigen Kiefern zerrinnen.

Freitag, 1. März 2013

Passion

Es ist dies, dass wir den Weg stets Schritt für Schritt gehen müssen, was uns das Urteil trübt. Von Ferne und im Nachhinein betrachtet ist der Fehltritt klar und die Täuschung unbegreiflich. Und so schützen wir uns vor dem Selbstbetrug, dem Verrennen, dem zu späten Erwachen indem wir misstrauisch jede Bewegung hinterfragen, keine Ausnahme vom Prinzip erlauben, alles Andere zerstören. Erstickt das Wachstum im Keim aus Angst vor unserer Schwäche verdorren die Triebe. Wie erlangen wir den Mut zu fallen zurück, das Bekenntnis zum Größenwahn?

Rast

Und wenn die Dämmerung hereinbricht
bemächtige ich mich deiner Sanftheit,
streichen die Fingerspitzen ein Schlaflied
nach den Noten meiner Träume,
zu betten weich
all die schrägen Töne lauter Tage
zwischen unseren Lippen.